Häufige Fragen

Was kostet ein Anruf bei der TelefonSeelsorge?

Die Anrufe unter der 0800-111 0 111 oder 0800-111 0 222 sind kostenfrei für die Anrufenden, unabhängig davon, ob sie vom Festnetz oder von einem mobilen Netz aus anrufen. Die Kosten trägt die Deutsche Telekom AG. Anrufe im Büro werden mit den normal üblichen Gebühren der Netzanbieter kostenpflichtig.

Warum gibt es die TelefonSeelsorge?

Der Baptistenpfarrer West gab in einer Londoner Zeitung ein Inserat auf: “Before you commit suicide, ring me up!” (“Ehe Sie einen Suizidversuch unternehmen, rufen Sie mich an!”)

Die Idee war ihm gekommen, als er ein vierzehnjähriges Mädchen beerdigen musste, das Suizid begangen hatte. West konnte seine Initiative aus persönlichen Gründen nicht fortführen und der anglikanische Pfarrer Chad Varah griff sie auf. Aufgeschreckt durch die hohe Suizidrate in London veröffentlichte er am 1. November 1953 ein Inserat

gleichen Inhalts in der “Times”, dem er seine Telefonnummer hinzufügte.

Schon bald konnte er die große Anzahl der Anrufe, die ihn erreichten, nicht mehr alleine bewältigen. Er wählte zu seiner Unterstützung Frauen und Männer aus und gründete eine Organisation mit dem Namen “The Samaritans”. Der Name war Programm: In der biblischen Geschichte kümmert sich der Samariter um Verletzte, Kranke, Bedürftige, “unter die Räuber gefallene Menschen” ohne Ansehen der Person, ohne Frage nach Religions- oder Volkszugehörigkeit, aus Verantwortung für die Mitmenschen.

Seit wann gibt es die TelefonSeelsorge in Schwerin?

Die TelefonSeelsorge gibt es seit etwa 1956 in Deutschland. In der damaligen DDR wurde im Bereich Schwerin schon 1988 daran gedacht, diesen Dienst für Menschen in Not anzubieten. Die technischen Voraussetzungen dafür waren sehr schwierig, aber staatliche Stellen boten an, bei der Behebung dieses Problems behilflich zu sein. Nur waren die Bedingungen des Staates für die Erlaubnis zur Einrichtung der TelefonSeelsorge und der damit verbundenen Grundsätze in keinem Punkt für die christlichen Kirchen akzeptabel.

Erst nach der Wende, im Jahre 1991 konnte der erste Ausbildungskurs mit damals 22 Teilnehmern in Hamburg und Lübeck starten. Am 17. November desselben Jahres ging die TelefonSeelsorge Schwerin mit vier Stunden Dienstzeit ans Netz – damals

noch unter einer kostenpflichtigen Nummer. Zum ersten Mal klingelte das Telefon an diesem Tag um 19:00 Uhr und frisch ausgebildet nahm die erste Ehrenamtliche das Gespräch an. Sie ist auch heute noch im aktiven Dienst am Telefon tätig.

1994 wurden die bundesweit einheitlichen Rufnummern 0800-111 0 111 sowie 0800-111 0 222 eingeführt. 1996 konnten die Dienstzeiten erweitert werden und der Nachtdienst wurde eingeführt. Seit Juli 1997 sind die Anrufe aus allen deutschen Telefonnetzen kostenfrei. Der 24-Stundendienst konnte ab September 1999 abgesichert werden. Seit 2014 arbeitet die Dienststelle auf zwei Telefonleitungen.

TelefonSeelsorge – wer sitzt am Telefon?

Die TelefonSeelsorge Schwerin ist eine ökumenische Einrichtung in Trägerschaft der Ev.-Luth. Kirche in Norddeutschland – Kirchenkreis Mecklenburg, des Erzbischöflichen Amtes Schwerin, der Caritas Mecklenburg e.V. und des Diakonischen Werkes MV e.V.

Der Dienst am Telefon wird von ehrenamtlichen Mitarbeitern geleistet, die für diese Tätigkeit ausgewählt und ausgebildet wurden. Alle Mitarbeiter nehmen regelmäßig an Supervisionen und Fortbildung teil. Nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung werden die Mitarbeiter für die Dauer von drei Jahren für den Dienst in der TelefonSeelsorge beauftragt. Der Dienst umfasst drei Dienste von je vier Stunden im Monat (u.a. auch in der Nacht).

Das Ziel der TelefonSeelsorge wird durch den Internationalen Verband für TelefonSeelsorge wie folgt beschrieben und bildet unsere Arbeitsgrundlage:

„Die Einrichtungen der TelefonSeelsorge wollen jedem Menschen in Not, Verzweiflung oder Selbstmordgefahr in Achtung seiner Freiheit die Möglichkeit geben, sofort mit einem anderen Menschen Kontakt aufzunehmen, der wie ein Freund bereit und fähig ist, den Anrufenden anzuhören und ein helfendes Gespräch mit ihm zu führen. Alle Hilfe, die die TelefonSeelsorge gewährt, zielt auf Ermutigung zum Leben und auf Befähigung, Lebenskrisen zu bewältigen.“

Wie viele ehrenamtliche TelefonSeelsorger arbeiten zur Zeit in Schwerin?

Derzeit arbeiten über 100 ehrenamtliche Mitarbeiter am Telefon. Dabei sind einige zum ersten mal im Dienst und andere bereits seit der Gründung der Schweriner TelefonSeelsorge im Jahre 1991.

Gibt es mehr männliche oder mehr weibliche Ehrenamtliche in der Dienststelle?

Seit der Gründung der Schweriner TelefonSeelsorge gibt es ständig wesentlich mehr Frauen als Männer, die sich für eine Ausbildung anmelden bzw. den Dienst am Telefon übernehmen wollen. Prozentual liegt die “Männerquote” bei 15 bis 25 Prozent. Warum das so ist, kann man nur vermuten.

Gibt es eine Altersbegrenzung für die Mitarbeit in der TelefonSeelsorge?

In unserer Dienststelle gibt es nach oben hin keine Altersbegrenzung. Solange sich die Bewerber physisch und psychisch den hohen Anforderungen gewachsen fühlen, gibt es keinen Grund für eine Ablehnung. Allerdings sollten die Bewerber:innen mindestens 25 Jahre alt sein. Dies hängt auch mit der Lebenserfahrung, der Persönlichkeit und anderen Faktoren zusammen.

Wann endet der Bewerbungstermin für den Ausbildungslehrgang?

Die Ausbildung beginnt immer im Oktober. Der Termin für die Bewerbung als TelefonSeelsorger:in ist jeweils der 30. August eines Jahres. Der Dienstbeginn ist dann jeweils im Mai des Folgejahres.

Ist die TelefonSeelsorge wirklich anonym?

Nichts von dem, was am Telefon besprochen wird, dringt nach außen. Wir stehen unter der Schweigepflicht der Kirchen. Nur die TelefonSeelsorger:innen dürfen untereinander über belastende Gespräche reden. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass durch Anonymität eine große Vertrautheit und Nähe entstehen kann. Niemand muss also befürchten, dass sein Name, seine persönlichen Daten oder sein besprochenes Thema an irgend einen Dritten weiter gegeben oder sonst wie öffentlich gemacht werden.

Was bedeutet IFOTES?

IFOTES (International  Federation of Telephone Emergency Services) ist der interationale Dachverband der Telefonseelsorgeeinrichtungen. Der Verband wurde 1967 als Dachorganisation für nationale Telefonseelsorgeeinrichtungen gegründet, welche Menschen niederschwellig emotionale Begleitung anbieten, die unter Einsamkeit leiden, sich in psychischen Krisensituationen oder akuter Suizidalität befinden.

Die zentrale Aufgabe von IFOTES ist die Förderung des Austauschs unter den nationalen Verbänden

über Kongresse, Trainings und Seminare. Ziel ist, einen Beitrag zur Qualitätsentwicklung des Angebots der Mitglieder zu leisten. Darüber hinaus werden alle Initiativen zur Gründung und Entwicklung von Telefonseelsorgeeinrichtungen weltweit unterstützt.
IFOTES unterhält Beziehungen zu Organisationen, die gleiche Belange verfolgen, so wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die internationale Gesellschaft für Suizidprävention (IASP), Life Line International und die Samaritans.